Graselwege in der Presse

Jul 22, 2018

Reportagen und Polemiken
Sehr geehrte und liebe Leser, wir wollen dem ohnehin gesättigten Informationsdschungel nicht noch mehr Worte hinzufügen, zum Beispiel, wo und was hier und da in den Medien zu den Graselwegen vorbeihuschte.
Wir werden lediglich interessante Reportagen und Polemiken auswählen und anbieten.

22. 10. 2004, Preisverleihung für den Graselweg

Preisverleihung für den Weg

Seitens der Tschechischen Republik wurde der Graselweg für den internationalen Heritage Award nominiert.

Die Assoziation Environmental Partnership verleiht innovativen Projekten, die auf den Schutz des lokalen Kultur- und Naturerbes gerichtet sind, den Heritage Award. In diesem Jahr erhielt ihn die polnische Umweltstiftung Grüne Aktion für das Projekt Grüner Pfad entlang des Oderufers. Für Tschechien wurde das Projekt des Johann-Grasel-Lehrpfades nominiert, das die gemeinnützige Gesellschaft Slavonická renesanční společnost realisiert.

Der Graselweg ist ein beispielhaftes Gemeinschaftsprojekt in Zusammenarbeit mehrerer Organisationen und Einzelpersonen im Bereich der Pflege des Kultur- und Naturerbes, auf dem Gebiet der ländlichen Touristik. Der romantische Pfad führt durch Orte, an denen zu Beginn des 19. Jahrhunderts der berüchtigte und gefürchtete „grázl“ Johann Georg Grasel sein Unwesen trieb und sich verborgen hielt. Er führt durch eine saubere, an Wäldern reiche Landschaft, über Waldwege und Pfade. Einige Abschnitte der verwucherten und in Vergessenheit geratenen Pfade werden durch die Wege zu neuem Leben erweckt.

Bis Jahresende wird an der Fortsetzung der Wege gearbeitet, die in enger Zusammenarbeit mit der österreichischen Seite entstehen. Ihre Erweiterung im tschechisch-österreichischen Grenzgebiet dürfte in den Jahren 2005 – 2006 erfolgen.

Das Projekt wird mit Unterstützung der Stiftung Partnerschaft und des Kreisamtes der Region Südböhmen realisiert.

Die Assoziation Enviromental Partnership ist eine Assoziation von sechs Stiftungen der Visegrad-Länder, Bulgariens und Rumäniens. Sie arbeitet an gemeinsamen Programmen, an der Entwicklung der internationalen Kooperation zusammen. Im September wurde die bisherige freie Zusammenarbeit im Rahmen des Konsortiums EPCE in die Assoziation Partnership for Sustainable Development, die beim Kreisamt in Brünn registriert wurde, umgewandelt.

Olga Žampová, (22. 10. 2004 OŽ)

17. 5. 2003, BBC

Aus der Feder von Marek Šálek

Es gibt Orte, an denen ein Fußmarsch zu einer regelrechten Strapaze wird. Von der Straße zweigt ein ausgefahrener Weg ab, der nach zwei Minuten zu Fuß mit einer wilden Mülldeponie oder inmitten des Feldes abgelassener Gülle endet. Das niedergetrampelte Getreide führt den Ausflügler zu einem Hochsitz, die Hufspuren verschwinden irgendwo im Klee.

Die Grenzasphaltstraßen haben wiederum keine andere Logik als die militärische, der sie vierzig Jahre dienten. Sind vielleicht alle Wege und Pfade, die einst von irgendwoher irgenwohin führten, von Unkraut und Dickicht überwuchert?

Vor ein paar Tagen überzeugte ich mich davon, dass dies nicht ganz zutrifft. In Slavonice, einem Städtchen mit dreitausend Seelen im Dreiländereck von Österreich, Böhmen und Mähren, fand eine kleine Samstagsfeier statt. Zunächst fiel ein Laken von einer nagelneuen Informationstafel, anschließend flogen Champagnerkorken umher und vor der hiesigen Touristenherberge erschallte schüchterner Beifall. Nach einer kurzen Ansprache begaben sich zwei Dutzend Versammelte auf den Weg durch eine blühende Mailandschaft.

Die neue Verbindung von Slavonice nach Český Rudolec wurde von Enthusiasten aus mehreren Ortsvereinen entdeckt, kartografiert und abgesteckt. Den zwölf Kilometer langen Wanderweg benannten sie nach dem Räuber und Wegelagerer Johann Grasel, der hier vor zweihundert Jahren sein Unwesen trieb. Mit neun Jahren hatte er seinen ersten Raubüberfall auf dem Kerbholz, als er sechzehn war, gaben die österreichisch-ungarischen Gerichte einen Steckbrief gegen ihn heraus, und als er achtundzwanzig war, erschienen zu seiner Hinrichtung hunderte Wiener Frauen. Man sagt, dass er in den umliegenden Wäldern häufig übernachtet haben soll.

Auf dem Graselweg zu wandern, ist eine wahre Freude. Der ausgetretene Pfad wurde jeglicher Brennnesseln entledigt und gut markiert.

Der Wald wird von Wiesen abgelöst, der Schatten von der Sonne, das Gras von Nadelgehölzen, Himbeer- und Heidelbeersträuchern. Die Waldquellen verwandeln sich in Bächlein, die Bäche in Fischteiche. Ein Marterl, Felsgebilde, eine Höhle, ein Hundefriedhof, ein einzigartiges, von Wasser getriebenes Sägewerk. Der Wanderer weiß zu jedem Zeitpunkt, wo er sich gerade befindet, wohin ihn seine Schritte lenken. Geradezu das Ideal des mitteleuropäischen Wanderns. Zum Schluss zwei Gasthäuser. Der inmitten des Böhmischen Kanada verbrachte Tag war nur von einem Umstand überschattet. Die Wandergruppe bestand aus den Organisatoren selbst sowie aus den Gästen von entfernteren Orten, während von den Ortsansässigen mehr oder weniger niemand kam.

Es bemühte sich nicht einmal ein Vertreter des Rathauses in Slavonice, das auch dreizehn Jahre nach dem Abriss des Stacheldrahtes im Besitz der Kommunisten bleibt. Die Bürgerinitiativen vermochten, zigtausend Kronen aus den Fonds der Europäischen Union zu erlangen, womit sie Geld zugunsten des Gemeindebudgets sparten. Unentgeltlich investierten sie ihre Arbeit und Zeit. Wem kann dies missfallen?

Ein Landstrich, von der Gunst des Schicksals abwechselnd heimgesucht und verlassen, als er ob in das österreichische und böhmische Landesinnere um Hilfe riefe: Kommt, schaut euch an, wie schön es hier ist! Schert euch nicht um die Wahlergebnisse und kommt unter den einstigen Eisernen Vorhang, um etwas Geld auszugeben. Auf dem Hauptplatz steht das Hotel mit Schwimmbad und Sauna, an der Rezeption können Sie sich ein Fahrrad ausleihen. Unter dem Turm gibt es ein behagliches Café mit netter Bedienung und vom Turm aus kann man den Blick bei schönem Wetter in die Ferne schweifen lassen. Mitunter bis nach Europa.
Marek Šálek

Beobachtungen und Reflexionen von der Eröffnung des Graselweges am Samstag, dem 17. Mai 2003 aus der Feder des bekannten Journalisten Marek Šálek. Tschechische Redaktion des BBC World Service.

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